Zitat von porkie Es war ein Aufstand mit dem Mute der Verzweiflung Hunderttausender.
ooooohhhh, mein Gott...
sorry, aber das kann wirklich nur jemand schreiben, der von ausserhalb kommt genau das eben meinte ich mit "Legendenbildung" (durch Medien und offizielle Geschichtsschreibung)
Zitat von porkieUnd sag nur nicht Wessie zu mir. Das könnte dein größter Irrtum sein.
ja, ich weiß, irgendwann, als Du ein Kleinkind warst, sind deine Eltern von Thüringen mit Dir "rüber gemacht" aber das macht Dich doch mit Sicherheit auch nicht zum besseren Kenner der Ost-Lebenswirklichkeit in den späten 80ern, als jemand der, wenn auch vielleicht als Kind, diese Zeit vor Ort erlebt hat
Zitat von porkieOK, der Mauerfall war ein Videotrick von youtube. Glaubt Ihr eigentlich, dass NUR IHR ein Recht habt eine Meinung zur DDR zu haben? Ich denke, dass nicht sehr viele im Westen sich so viel Gedanken gemacht haben wie ich zu dieser Zeit und vorher. Ich war gegen die Wiedervereinigung. Ich wollte, dass der Stast DDR eine Chance hat zur Demokratisierung. Aber diese Möglichkeit habt Ihr selber verspielt. Ihr seid wie die Lemminge in den Westen gerannt.
Na Porkie, Du gehst ja ganz schön ab. Und ich grins mir einen ab dabei. Ich provozier gern. Wenn es Sarrazin das darf, dann ich wohl auch (zumal ich kein Politiker bin, sondern in einem nichtöffentlichen Board schreibe).
Wir hatten ja zu Ostzeiten ab und zu Westbesuch von der evangelischen Partnergemeinde aus Cuxhaven und später auch aus dem Saarland. Privat eher weniger. Was immer auffiel und meine Eltern immer etwas befremdet hat, war diese Besserw(i)esserei. Da wurden Ratschläge erteilt aus der Perspektive des Bundesrepublikaners, wie man sich in dieser und jener Situation zu verhalten hätte. Na ja. Die Besuche waren meist auch recht kurz. Also ich bin schon der Meinung, davon kann man sich kein Bild machen.
Ich oute mich ungern, aber mein Vater war Pfarrer, soviel zu meiner DDR-Nähe. Noch zu Ende der DDR durfte er erleben, wie Kirchenvorsteher und Mitglieder des Posaunenchores, ihre Kinder in die Pionierorganisation steckten. Das nicht zu tun, dazu hätte es nur sehr wenig Mut bedurft. Die Betreffenden waren z.T. selbst. Handwerker oder normale Fabrikarbeiter. Denen wäre kein Haar gekrümmt worden. Zumal es mehrere waren.
Die meisten Leute wollten einfach besser leben, da gings nicht um Demokratie oder Freiheit.
Der Pöbel hat gesiegt, denn der Pöbel ist manipulierbar. Ein "Bürger" ist das nicht. Der hat nämlich Rückgrat und weiß, dass alles, was man ausgeben will, auch erst mal erwirtschaftet werden muss.
Zitat von MoritzDresdenDie meisten Leute wollten einfach besser leben, da gings nicht um Demokratie oder Freiheit.
das ist der Punkt den Leuten ging es schlicht und ergreifend um ein anderes (besseres) Leben
Hauptssächlich im ökonomischen Sinne und einer Minderheit auch im politischen Sinne (wobei man das eine vom anderen ja auch nicht so grundlegend trennen kann)
und wie ich weiter oben schon mal sinngemäss schrieb: mit Westgeld für alle und Reisefreiheit wäre der übergrossen Mehrheit das herrschende politische System dann doch herzlich egal gewesen
aber wirklich .v e r z w e i f e l t. (in der eigentlichen Bedeutung des Wortes) war da nicht ein einziger
"Aufstand mit dem Mute der Verzweiflung" ist in dem Falle nicht nur ein paar Nummern zu hoch gehängt
während man diesen Begriff zu Recht für den Warschauer Ghetto-Aufstand oder (mit Abstrichen) vielleicht auch für Budapest '56 anwenden kann, war Leipzig dann doch nur ein Lacher dagegen (dann wäre wohl auch der Pariser Mai '68 ein "Aufstand mit dem Mute der Verzweiflung" gewesen )
man sollte da doch schon ein bisschen die Relationen sehen...
Zitat von MoritzDresdenDie meisten Leute wollten einfach besser leben, da gings nicht um Demokratie oder Freiheit.
das ist der Punkt den Leuten ging es schlicht und ergreifend um ein anderes (besseres) Leben
Hauptssächlich im ökonomischen Sinne und einer Minderheit auch im politischen Sinne (wobei man das eine vom anderen ja auch nicht so grundlegend trennen kann)
Ich wage mal die These, das ist doch wohl immer und überall so.
Wenn mir der Staat mein eigenen kleines Leben ermöglicht und mich sonst in Ruhe lässt, dann bin ich zufrieden. Demokratie kann man nicht essen – den Spruch habe ich oft in der DDR (als sie noch existierte) und in der UdSSR (als sie noch existierte) gehört.
Ich war sehr bald nach der Wende oft in Dresden und habe von vielen sogenannten 'Mitläufern' (den Antihelden) gehört – wir haben die D-Mark gewählt. Das mag man gut oder schlecht finden, es ist Realität.
Ich mache aber einen großen Unterschied zwischen 'Mitläufern' (den Antihelden) einerseits und IM's und Stasi andererseits. Und genau wie nach 1945 die Braunen einen erstaunlichen Überlebensinstinkt entwickelten (viele tauchten sehr bald in der BRD-Politik auf [Filbinger], oder wurden von den USA geschützt – siehe Wernher von Braun, bis hin zu echten Kriminellen, [Mediziner, die Versuche an Menschen gemacht hatten], KZ-Mitarbeitern), tauchen heute auch nach und nach Stasi-Mitarbeiter wieder in der Öffentlichkeit auf, wie kürzlich in Thüringen.
Deshalb haben die ganzen Initiatoren der Demos politisch auch keine Chance nach der Wende gehabt. Sie hatten ihren Zweck erfüllt und waren nur noch lästig.
Das ist keine Wertung oder Bewertung - es ist die Realität, wie ich sie sehe.
Ich sag's mal mit Brecht – wir hier unten sollten uns deshalb nicht an die Köppe kriegen und immer schön oberhalb der Gürtellinie bleiben. Wir sind Wahlvolk (Schweizer Ausdruck), wir sind Kanonenfutter (Afghanistan, Irak), wir sind schmückendes Beiwerk, wir sind notwendiges Übel.
Diese Anmerkungen sind nicht etwa Ausdruck von Depressionen, oder Aufruf zur Anarchie, oder das oft gehörte 'Ich bin dagegen' wie der braune KKR (oder wie hieß der?), das ist zum großen Teil eigenes Erleben.
Zitat von detlevwaltherIch sag's mal mit Brecht – wir hier unten sollten uns deshalb nicht an die Köppe kriegen und immer schön oberhalb der Gürtellinie bleiben. Wir sind Wahlvolk (Schweizer Ausdruck), wir sind Kanonenfutter (Afghanistan, Irak), wir sind schmückendes Beiwerk, wir sind notwendiges Übel.
Zitat von detlevwaltherDemokratie kann man nicht essen – den Spruch habe ich oft in der DDR (als sie noch existierte) und in der UdSSR (als sie noch existierte) gehört.
sorry, wenn ich jetzt nerve, aber nur mal aus wirklichem Interesse...(soll absolut keine Polemik sein, mir liegt wirklich nichts an einer Glorifizierung der Ex-DDR)
bist Du Dir wirklich sicher, den Spruch in der Ex-DDR gehört zu haben????
der Spruch klingt sehr russisch und würde mit Sicherheit auch gut zur Situation in der Endzeit der Ex-USSR passen
aber hier???
ich hab' ja nun auch reichlich 28 Jahre unter "kommunistischen" Verhältnissen gelebt, aber der Spruch ist mir erstens wirklich nie untergekommen, und zweitens könnte ich mir den Hintergrund eben echt nicht erklären
wenn es hier überhaupt irgendetwas gab, dann war das "zu Essen" (mit Ausnahme diverser Südfrüchte natürlich ) - und das zu Preisen, die nur knapp oberhalb von "verschenkt" lagen...
ratlose Grüsse, Jens
PS.: dabei fällt mir dann aber auch gleich wieder die Szene aus "Sonnenallee" ein, als die Jungs dort mit eingezogenen Wangen dem Touri-Bus hinterherlaufen und "Hunger, Hunger..." schreien...
Zitat von detlevwaltherIch sag's mal mit Brecht – wir hier unten sollten uns deshalb nicht an die Köppe kriegen und immer schön oberhalb der Gürtellinie bleiben. Wir sind Wahlvolk (Schweizer Ausdruck), wir sind Kanonenfutter (Afghanistan, Irak), wir sind schmückendes Beiwerk, wir sind notwendiges Übel.
und wo genau hat Brecht das gesagt...?
Das hat Brecht so nicht gesagt, das ist sehr frei wiedergegeben und stammt aus der Drei-Groschen-Ober. Aber die kennst Du. Ich interpretiere das so, dass die im Dunkeln sich nicht an die Köppe kriegen sollen. Und Interpretation ist nun mal Jedermanns Recht.
Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.
Zitat von detlevwaltherDemokratie kann man nicht essen – den Spruch habe ich oft in der DDR (als sie noch existierte) und in der UdSSR (als sie noch existierte) gehört.
sorry, wenn ich jetzt nerve, aber nur mal aus wirklichem Interesse...(soll absolut keine Polemik sein, mir liegt wirklich nichts an einer Glorifizierung der Ex-DDR)
bist Du Dir wirklich sicher, den Spruch in der Ex-DDR gehört zu haben????
der Spruch klingt sehr russisch und würde mit Sicherheit auch gut zur Situation in der Endzeit der Ex-USSR passen
aber hier???
ich hab' ja nun auch reichlich 28 Jahre unter "kommunistischen" Verhältnissen gelebt, aber der Spruch ist mir erstens wirklich nie untergekommen, und zweitens könnte ich mir den Hintergrund eben echt nicht erklären
wenn es hier überhaupt irgendetwas gab, dann war das "zu Essen" (mit Ausnahme diverser Südfrüchte natürlich ) - und das zu Preisen, die nur knapp oberhalb von "verschenkt" lagen...
ratlose Grüsse, Jens
PS.: dabei fällt mir dann aber auch gleich wieder die Szene aus "Sonnenallee" ein, als die Jungs dort mit eingezogenen Wangen dem Touri-Bus hinterherlaufen und "Hunger, Hunger..." schreien...
Na gut. War alles prima dort. Die Szene aus der Sonnenallee kannte ich nicht, aber die ist auch gut. Im übrigen nervst Du nicht. Ich habe das wirklich von DDR'lern gehört. Da das zum Schluss noch rund 16 Mio waren, musst Du die nicht gekannt haben.
Solche und ähnliche Sprüche gibt und gab es überall in Krisenzeiten. In Vietnam sagte man - lieber Rot als tot.
Das Problem bei solchen Diskussionen ist, dass eigentlich alle Recht haben.
Ich gebe mal eine Geschichte wieder, die nun wirklich auf Tatsachen beruht. Er, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden, der ev. Kirche nahestehend. Professur unmöglich, weil ev. Kirche. Der wollte mit Leib und Seele Prof werden, das war sein 'Brot' wenn Du so willst. Andere an der TU Dresden - Faust in der Tasche, waren bereits Prof. geworden. Dann die Wende. Der wissenschaftliche Mitarebiter wurde sofort Prof., hatte er auch verdient. Seine erste Amtshandlung war aber, nun alle absägen zu wollen, die mit Faust in der Tasche bereits vor ihm Prof geworden waren, denn die wurden alle auf 'Zuverlässigkeit' überprüft. Entnazifizierung hätte man es 45 Jahre früher genannt. In einem Fall ist ihm das auch gelungen und das war weder ein IM noch Stasi-Mann. Der ist dann für ein Jahr ins Ausland und war anschliessend herzlich als Prof willkommen. Und die Faust in der Tasche brauchte er auch nicht mehr.
Siehst Du - das meine ich. Alle haben Recht. Und für jeden Fall und jede Richtung hat jeder hier ein Beispiel, was seine These belegt.
Zitat von detlevwaltherDas Problem bei solchen Diskussionen ist, dass eigentlich alle Recht haben.
Ich gebe mal eine Geschichte wieder, die nun wirklich auf Tatsachen beruht. Er, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden, der ev. Kirche nahestehend. Professur unmöglich, weil ev. Kirche. Der wollte mit Leib und Seele Prof werden, das war sein 'Brot' wenn Du so willst. Andere an der TU Dresden - Faust in der Tasche, waren bereits Prof. geworden. Dann die Wende. Der wissenschaftliche Mitarebiter wurde sofort Prof., hatte er auch verdient. Seine erste Amtshandlung war aber, nun alle absägen zu wollen, die mit Faust in der Tasche bereits vor ihm Prof geworden waren, denn die wurden alle auf 'Zuverlässigkeit' überprüft. Entnazifizierung hätte man es 45 Jahre früher genannt. In einem Fall ist ihm das auch gelungen und das war weder ein IM noch Stasi-Mann. Der ist dann für ein Jahr ins Ausland und war anschliessend herzlich als Prof willkommen. Und die Faust in der Tasche brauchte er auch nicht mehr.
Siehst Du - das meine ich. Alle haben Recht. Und für jeden Fall und jede Richtung hat jeder hier ein Beispiel, was seine These belegt.
Detlev
Dazu sag ich nur: solche Geschichten gibts heute auch, kein oder das falsche Parteibuch und Du bist weg vom Fenster. Fachlichkeit zählt da wenig. Oder nach der Wende: Hauptsache Du bist Wessi, dann kannst Du alles werden... Und dann kamen sie aus der 2. Reihe (wenns gut lief) oder aus der 3. Reihe und sind heute in Positionen aufgestiegen, die sie im Westen nie erreicht hätten. Kenn ich mehrere Beispiele persönlich, leider (Chefs ) . Gab natürlich auch Ausnahmen.
Für mich ist Unrecht Unrecht. Ob das dann DDR-Unrecht, Naziunrecht oder BRD-Unrecht ist (z.B. Berufsverbote gab doch auch oderß), ist mir egal.